Wer mit einer Katze sein Leben teilen möchte, muss sich neben den Fress-, Schlaf- und Spielgewohnheiten auch an die Sprache seines neuen vierbeinigen Mitbewohners gewöhnen. Denn wo jeder weiß, dass ein Schwanzwedeln beim Hund Freude ausdrückt, ist die Körpersprache der Katzen oft schwieriger zu deuten. Dadurch kommt es öfter zu Missverständnissen und Katzen sind dann schnell und völlig zu Unrecht als hinterhältig verschrien.




Das Schnurren


Das wohl bekannteste Kommunikationsmittel einer Katze ist das Schnurren. Von einem feinen leisen, kaum hörbaren Vibrieren bis hin zu einem lauten, schlafraubenden Brummen bedeutet das Schnurren einer gesunden Katze pure Glückseligkeit. Sie erzeugen es in ihrem Brustkorb, an dem man auch die dabei entstehenden Vibrationen fühlen kann. Oft tritt es in Kombination mit Streichel- und Kuscheleinheiten auf. Man kann es mit „Ach, geht es mir gut. Oh, fühle ich mich wohl. Sieh mal, ist das Leben nicht schön?“ übersetzen. Manchmal schnurren Katzen auch nach dem Fressen oder Putzen leise vor sich hin.



Was weniger Menschen bekannt ist, dass Katzen Schnurren auch als Beruhigungsmaßnahme einsetzen. Zum Einen setzen sie die Vibrationen ein, um jemand anderes zu beruhigen, z.B. schnurren Katzenmütter ihren Kitten beruhigend zu. Das heißt dann wohl eher „Keine Angst, Mama ist ja da.“ Und jeder Katzenbesitzer, der schon einmal krank war, kennt mit Sicherheit die Situation, dass der vierbeinige Freund einem auf den Schoß springt und schnurrt, ohne dass er oder sie gestreichelt wird. Sozusagen ein tierisches „Ach, es wird schon bald alles wieder in Ordnung kommen.“


Zum anderen schnurren Katzen aber auch, um sich selbst zu beruhigen, wenn sie krank sind und/oder Schmerzen haben. Man sollte also nicht unbedingt beruhigt sein, dass die Katze ja noch schnurrt, sondern immer den Gesamtzustand des Tieres beurteilen.


Leises Mau, lautes Miau


Das klassische Miau einer Katze gibt es eigentlich nicht. Katzen haben ein überraschend vielfältiges Vokabular. Und je nach Katzenpersönlichkeit, gibt es dann auch noch sozusagen unterschiedliche Dialekte. Aber das muss einen nicht verzweifeln lassen. Auch wenn es bestimmt ein bisschen Zeit benötigt, um die Sprache der Katze fließend zu beherrschen, lernt man die wichtigsten Vokabeln innerhalb weniger Tage:


Eine nachdrücklich maunzende Katze, die uns um die Beine streicht, möchte unsere Aufmerksamkeit. Entweder heißt das Miau dann „Hallo, ich verhungere, merkst du das nicht?“ Oder es bedeutet „Ich habe jetzt Zeit für Dich, bitte lass uns spielen!“

Ein leiseres Mau, wenn wir an unserem Kätzchen vorbeigehen, heißt „Magst Du mich streicheln? Ich bin kuschelbedürftig.“

Das begeisterte Miau, der Katze, die uns an der Haustür entgegen gerannt kommt, kann man mit „Ach wie schön, dass du wieder da bist! Du glaubst gar nicht, was mir alles passiert ist. Zeig mir, was du mir mitgebracht hast.“

Und das klägliche Maunzen einer Katze, das sich manchmal wie Weinen anhört, heißt „Hilf mir. Ich habe Schmerzen. Mir geht es nicht gut.“



Die Körpersprache einer Katze

Katzen möchten immer unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Deshalb ist ihre Körpersprache manchmal nicht so eindeutig zu entschlüsseln.


Die wütende Katze


Katzen zeigen sehr deutlich, wenn sie nicht gut drauf sind. Man sieht es an ihrem Fell, dem Schwanz und Augen sowie Ohren.


Anders als bei einem Hund, ist bei einer schwanzwedelnden Katze Vorsicht angebracht! Üblicherweise bedeutet das „Ich bin sauer. Pass auf, was du jetzt machst, sonst greife ich an!“


Die Drohgebärden, werden dadurch bestärkt, wenn die Katze ihre Ohren eng nach hinten an den Kopf legt und das Fell sträubt. Fauchen und funkelnde, leicht verengte Augen runden das Bild einer wirklich wütenden Katze ab, der man lieber aus dem Weg gehen sollte, wenn man nicht ein paar böse Verletzungen davontragen will.



Die ängstliche Katze


Das Sträuben des Felles kann aber nicht nur auf Aggressionen schließen. Auch verängstigte Katzen sträuben ihr Fell und legen ihre Ohren an. Allerdings sind die Augen dann weit geöffnet und die Pupillen sind stark erweitert. Außerdem wedelt eine ängstliche Katze nicht mit dem Schwanz sondern klemmt ihn sich zwischen die Hinterbeine oder streckt ihn gesträubt in einem Bogen nach hinten und unten. Auch bei verängstigten Katzen ist Vorsicht geboten, denn bei in die Enge getriebenen Katzen gilt: Angriff ist die beste Verteidigung! Und Katzen haben wirklich scharfe Krallen und Zähne.



Die entspannte Katze


Wenn unsere Fellfreunde entspannt sind, sieht man das an der gesamten Körperhaltung. Ihre gesamte Körperhaltung inklusive Fell ist entspannt und die Ohren und Pfötchen können ab und an vor sich hin zucken. Langsames Schließen und Öffnen der Augen heißt „Mir geht es gut. Entspann dich doch auch.“


Auch die Schwanzhaltung ist locker und wenn sich die Augen nicht langsam und wie in Trance öffnen und Schließen, sind sie zusammengekniffen. Übrigens mit ein Grund, warum Katzen so oft zu Menschen gehen, die keine Katzen mögen. Denn wir äußern durch zusammengekniffene Augen Missbilligung. Die Katze versteht aber „Oh, der mag mich!“


Und wie merke ich, ob meine Katze noch kuscheln will?


Wer kennt das nicht? Eben liegt die Katze noch gemütlich schnurrend neben einem auf dem Sofa und im nächsten Moment hat man – zack – die Krallen in der Hand und das Fellknäuel ist über alle Berge. Und man selbst bleibt zurück und fragt sich, was schief gelaufen ist.


Die Antwort ist im Grunde immer wieder die selbe: Wir waren nicht aufmerksam genug! Katzen sollen unsere hundertprozentige Aufmerksamkeit. Nicht 50, 80 oder 98 Prozent, nein es müssen immer 100 % sein! Denn nur, wenn wir ganz und gar bei unserem vierbeinigen Freund sind, merken wir, wie sich die Körperspannung ändert, das Schnurren kurz stockt und die Pfoten zucken und verstehen die Nachricht: „Es reicht mit Streicheln, ich möchte jetzt einfach nur neben dir liegen.“


Wenn man diese grundlegende Verhaltensregel „Aufmerksamkeit“ verinnerlicht hat und ein paar der einfachen Vokabeln gelernt hat zu übersetzen, dann steht einem unbeschwerten Miteinander nichts mehr im Weg. Und mit der Zeit wird einem auffallen, dass man seinen vierbeinigen Mitbewohner immer besser und deutlicher versteht. Trotz Akzent, Dialekt oder ungewohnter Verhaltensweisen.